In Deutschland ist die Wehrpflicht seit 2011 ausgesetzt, aber nicht abgeschafft. Sollte ein Verteidigungs- oder Spannungsfall eintreten, könnte sie gemäß Artikel 12a des Grundgesetzes reaktiviert werden – ein Szenario, das in Zeiten geopolitischer Unsicherheit realistischer wird. Für wehrpflichtige deutsche Staatsangehörige würde dies ihren Reisepass stark beeinträchtigen. Nach § 7 Abs. 1 Nr. 8 des Passgesetzes (PassG) könnte ein Pass verweigert werden, wenn Behörden vermuten, dass ein Wehrpflichtiger ohne Genehmigung des Kreiswehrersatzamtes ausreisen will. Diese Genehmigung, geregelt in § 48 des Wehrpflichtgesetzes, wäre zwingend erforderlich. Im Kriegfall könnten Ausreisen untersagt, Pässe eingezogen oder für ungültig erklärt werden, unterstützt durch digitale Überwachungssysteme zur Erfassung an Grenzen.

Im Ausland könnten Deutsche im Kriegsfall bei Konsulaten auf Ablehnung stoßen, wenn sie einen neuen Pass beantragen, insbesondere wenn die Wehrpflicht eine Rückkehr erzwingt – ein Muster, das an ukrainische Einschränkungen erinnert. Für Deutsche ist dies derzeit hypothetisch, doch in einem eskalierenden Konflikt könnten Konsulate strikter agieren, möglicherweise gestützt durch internationale Abkommen.

Zweite Staatsbürgerschaft und rechtzeitige Ausreise als zentrale Auswege

Eine zweite Staatsbürgerschaft könnte ein entscheidender Schutz sein. Länder ohne Wehrpflicht wie Irland, Kanada oder die Schweiz bieten Optionen. Mit einem ausländischen Pass könnten Deutsche die deutschen Regelungen umgehen, etwa durch Ausreise vor Reisebeschränkungen. Dies setzt voraus, dass Deutschland die Doppelstaatsbürgerschaft toleriert – im Kriegsfall rechtlich ungeklärt. Historisch zeigt der Zweite Weltkrieg, dass Staaten wie die USA oder Großbritannien Doppelbürgern mitunter die Ausreise mit dem zweiten Pass erlaubten, solange keine aktive Kriegsbeteiligung vorlag. Der Erwerb erfordert Zeit und Mittel, etwa durch Investitionen oder Abstammung, bleibt aber ein starker Schutz.

Einzelbewerber zahlen ab 130.000 $. Ehepartner zahlen 150.000 $. Für eine vierköpfige Familie kostet die Staatsbürgerschaft von Vanuatu mindestens 180.000 $.

Rechtzeitige Ausreise ist ebenso entscheidend. Wer frühzeitig über Schengen-Grenzen oder mit gültigen Dokumenten in ein sicheres Land reist, könnte der Wehrpflicht entgehen. Beispiele wie die Ukraine 2022 zeigen, dass viele Männer vor der Mobilmachung flohen, oft mit legalen Pässen, bevor Grenzen geschlossen wurden. Dies erfordert Voraussicht und ein Land ohne Auslieferungspraxis – ein schmales Zeitfenster, das schnelles Handeln verlangt.

Rechtzeitiger Kapitalabzug und staatlicher Zugriff auf Vermögenswerte

Der staatliche Zugriff auf Vermögenswerte flüchtiger Wehrpflichtiger ist ein weiterer Faktor. In Deutschland könnten Behörden nach § 811 ZPO Vermögen wie Konten oder Immobilien pfänden, wenn ein öffentliches Interesse – etwa Wehrpflichtdurchsetzung – besteht. Im Kriegsfall könnten Sondergesetze dies erweitern. Historische Beispiele verdeutlichen dies: Im Ersten Weltkrieg beschlagnahmte das Deutsche Reich Vermögen von Deserteuren und Emigranten, oft unter dem Vorwand der „Kriegswirtschaft“. Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 50.000 Kriegsdienstverweigerer im NS-Staat hingerichtet, und ihr Eigentum – Häuser, Konten, sogar persönliche Gegenstände – wurde enteignet, um die Kriegsmaschinerie zu finanzieren. Aktuell zeigt die Ukraine seit dem Mobilisierungsgesetz von Mai 2024, wie geflüchtete Wehrpflichtige mit Strafen (17.000–25.000 UAH, ca. 390–580 €), Kontenpfändungen und Immobilienbeschlagnahmungen zur Rückkehr gezwungen werden. In Russland wurden 2022 Konten von Deserteuren eingefroren, teilweise sogar rückwirkend auf Familienmitglieder ausgeweitet. Mit dem Wegfall des Bankgeheimnisses und internationalem Datenaustausch (CRS) sind Vermögenswerte heute transparent und angreifbar.

Ein rechtzeitiger Kapitalabzug könnte Schutz bieten. Vermögen könnte vor einer Krise ins Ausland transferiert werden, etwa nach Singapur oder auf die Kaimaninseln, die nicht am CRS teilnehmen. Physische Werte wie Gold oder Kryptowährungen könnten in Tresoren außerhalb Deutschlands gelagert werden. Im Vietnamkrieg (1960er-70er) verlagerten reiche Südvietnamesen Vermögen in die USA oder Europa, oft über Schmuggelrouten, bevor die Regierung kollabierte. Transfers nach Kriegsbeginn könnten jedoch als „Vermögensverschiebung“ strafrechtlich verfolgt werden.

Internationale Sanktionen und Vermögenssicherung

Kriege führen oft zu internationalen Sanktionen, die Auslandskonten treffen könnten. Russland erlebte 2022, wie westliche Staaten Vermögen russischer Bürger einfroren, selbst wenn diese im Ausland lebten. Im Ersten Weltkrieg beschlagnahmten die Alliierten deutsches Vermögen in ihren Ländern, etwa Bankguthaben oder Firmenanteile, als „Feindvermögen“. Sollte Deutschland in einen Konflikt verwickelt sein, könnten ähnliche Maßnahmen Deutsche mit Konten in „feindlichen“ Staaten betreffen. Dies erfordert Diversifikation über mehrere Länder, idealerweise neutrale wie die Schweiz oder Singapur, um das Risiko zu streuen. Ohne solche Vorsorge könnten selbst rechtzeitig abgezogene Vermögenswerte verloren gehen.

Technologische Überwachung

Moderne Kriege nutzen KI und Datenanalyse, um Flüchtige zu orten. In Russland wurden 2022 elektronische Einberufungen eingeführt, kombiniert mit Überwachung von Banktransaktionen und Mobilfunkdaten, um Deserteure zu finden. In Deutschland könnte ähnliche Technologie – etwa durch Verknüpfung von Meldeämtern, Finanzdaten und Grenzsystemen – Anonymität erschweren. Fluchtpläne könnten durch digitale Spuren wie Flugbuchungen oder Kryptowährungstransfers auffliegen, was analoge Alternativen wie Bargeld oder physische Fluchtwege wichtiger macht.

Ergänzte spekulative Ausweichmöglichkeiten und Lehren aus dem Ausland

Riskantere Alternativen umfassen Schmugglernetzwerke, die in Kriegen wie in Syrien (2010er) oder der Ukraine Fluchtwege mit gefälschten Dokumenten boten – teuer, illegal und gefährlich. Dienstuntauglichkeit durch Gutachten ist möglich, doch im Kriegsfall könnten Kriterien strenger werden, wie in Russland 2022. Der Rückzug in abgelegene deutsche Regionen könnte durch digitale Meldepflichten scheitern. Trusts oder Stiftungen in Drittländern könnten Vermögen sichern, wie es reiche Russen nach 2014 taten, um Sanktionen zu umgehen.

Auslandserfahrungen bieten Einsichten. In Israel flohen einige vor der Wehrpflicht ins Ausland und lebten als „Exilanten“, oft mit eingefrorenem Vermögen daheim. Im Vietnamkrieg desertierten über 30.000 US-Soldaten nach Kanada; wer sein Vermögen nicht vorher sicherte, verlor es an den Staat, der Konten und Grundstücke pfändete. Im Jugoslawienkonflikt (1990er) halfen Verwandte im Ausland mit Unterkunft und Finanzen – ein Sicherheitsnetz, das vorbereitet werden könnte. Im Ersten Weltkrieg nutzten wohlhabende Deutsche in neutralen Ländern wie der Schweiz Bankkonten, um Vermögen zu retten, während Deserteure ohne Mittel oft mittellos strandeten.

Psychologische und soziale Folgen

Die soziale Stigmatisierung ist nicht zu unterschätzen. In Russland oder der Ukraine wurden Flüchtige als „Verräter“ gebrandmarkt, was Rückkehr erschwerte. Im Zweiten Weltkrieg galten deutsche Deserteure als „Vaterlandsverräter“, ihre Familien wurden gesellschaftlich geächtet. In Deutschland könnte dies im Kriegsfall ähnlich sein, mit Folgen für Familien. Psychologisch könnten Schuldgefühle oder Isolation auftreten, wie bei vietnamesischen Deserteuren, die Jahrzehnte im Exil lebten.

Fazit

Zweite Staatsbürgerschaft, rechtzeitige Ausreise und Kapitalabzug sind die stärksten Strategien, um Wehrpflicht, staatlichem Zugriff und Sanktionen zu entgehen – inspiriert von Kriegen weltweit, von Vietnam bis zur Ukraine 2024. Technologische Überwachung macht Anonymität schwerer, während Diversifikation Vermögen schützt. Riskantere Optionen wie Schmugglerei oder Trusts sind Notlösungen, Familiennetzwerke und psychologische Vorbereitung oft übersehen. Historische Beispiele zeigen: Erfolg hängt von Timing und Voraussicht ab – im Kriegsfall schließen sich Optionen schnell.

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