1.200 junge Soldaten sollten im Bremer Weserstadion den Eid aufs Vaterland schwören – das erste öffentliche Gelöbnis seit Bestehen der Bundeswehr. Doch die Sache ging gründlich schief – heute vor 45 Jahren protestierten über 10.000 Menschen gegen das Militär.

Steine flogen, Bundeswehrbusse brannten, die Polizei war stundenlang nicht Herr der Lage. Der Krawall gilt als Geburtsstunde der Autonomen. Und während die Bundeswehr noch von Tradition, Ehre und Vaterland sprach, brüllten auf der Straße Tausende „Nie wieder Deutschland“. Es war kein bloßer Protest, es war eine offene Kampfansage an die staatliche Gewalt.

Mit dabei: RAF-Sympathisanten, linke Theoretiker, Hausbesetzer, Friedensaktivisten, und viele, die genug davon hatten, dass ausgerechnet im Stadion eines Arbeitersportvereins junge Männer auf Befehl zur Waffe greifen sollten. Die Bilder von brennenden Fahrzeugen und vermummten Demonstranten gingen um die Welt – ein Image-GAU für die Bundesregierung, die mit der Bundeswehr längst eine neue „bürgernahe Armee“ schaffen wollte.

Nachdem die Feier im Weserstadion und weitere Vereidigungen nicht ungestört ablaufen konnten, setzte die Bundeswehr sie für ein volles Jahrzehnt aus – eine stille Kapitulation vor der Straße. Erst seit den 1990er Jahren wird wieder öffentlich vereidigt, allerdings unter massivem Polizeischutz – ein Zeichen dafür, dass das Misstrauen zwischen Zivilgesellschaft und Militär nie ganz verschwand.

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